Frugalismus

Was steckt hinter dem Konzept der Frugalität?

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Das Wichtigste in Kürze
  • Definition: Abgeleitet vom lateinischen „frugalis“ (im Deutschen „genügsam“ oder auch „sparsam“) beschäftigt sich die Bewegung des Frugalismus damit, private Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren.

  • Ursprung: Der Frugalismus ist einer Bewegung namens FIRE entsprungen. Diese entstand im Jahr 2008 in den USA – im Wesentlichen als Folge der Finanzkrise. Zahlreiche Menschen lernten als Folge der Krise, mit weniger auszukommen und schränkten ihre Ausgaben weitreichend ein.

  • Vermögensaufbau: Um frugal zu leben, wird Geld am Kapitalmarkt investiert, zum Beispiel in Wertpapiere. Ergänzend dazu werden Sparanlagen wie Tagesgeld und Festgeld als Sicherheitsbaustein genutzt.

Definition: Was versteht man unter Frugalismus?

Frugalismus (engl. frugal = sparsam) ist ein Lebensstil, bei dem man einen großen Teil seines Einkommens spart und investiert, um frühzeitig in Rente gehen zu können. Das bedeutet: Wer frugal lebt, möchte in der Regel langfristig und ausschließlich von privaten Ersparnissen und Rücklagen leben können. An oberster Stelle steht demnach nicht der Reichtum.

Frugalistinnen und Frugalisten entscheiden sich ganz bewusst für oder gegen Konsum und kaufen lediglich Dinge, die sie brauchen oder guten Gewissens besitzen können. Voraussetzungen dafür sind neben dem konsequenten Verzicht und einem überdurchschnittlichen Gehalt auch die diversifizierte Investition. Der Großteil des gesparten Geldes wird laufend investiert – und das möglichst gewinnbringend. Der Rest dient als Sicherheitsbaustein und wird zum Beispiel in Tagesgeld oder Festgeld angelegt.

Was ist der Unterschied zwischen Frugalismus und Minimalismus?

Während der Frugalismus die finanzielle Unabhängigkeit zum Ziel hat, ist der Minimalismus auf den Konsumverzicht und die Einfachheit des Lebens ausgerichtet. Es wird vermieden, materielle Dinge um sich zu häufen, in denen man keinen Nutzen sieht. Beim Frugalismus hat der Verzicht das Ziel, Geld zu sparen, um es gewinnbringend zu investieren und später vom aufgebauten Vermögen leben zu können.

Bedeutung: Die Ursprünge des Frugalismus

Geprägt vom Reformator und Asketen Johannes Calvin formte sich im 16. Jahrhundert der Calvinismus. Er propagierte als einer der ersten Gelehrten einen Stil des sparsamen Daseins. Ein paar Jahrhunderte später, um die Jahrtausendwende herum, griff man das Konzept im Ansatz wieder auf. Nach dem Jahr 2008 kamen in den Vereinigten Staaten als unmittelbare Konsequenz der Weltfinanzkrise die „FIRE Movements“ auf – „FIRE“ als Kurzform für „Financial Independence, Retire Early“. Zu Deutsch: „Finanzielle Unabhängigkeit und früher Ruhestand“. Hierbei handelt es sich bereits um die Grundidee des Frugalismus, wie sie heute im Trend ist.

In Europa ist das Phänomen Frugalismus erst etwas später aufgetreten. Etwa seit 2011 findet es mehr und mehr Begeisterung.

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Ziele des Frugalismus: Finanzielle Freiheit & innere Zufriedenheit

Im Frugalismus geht es vor allem darum, finanziell frei und unabhängig zu werden, um früh in den Ruhestand gehen zu können. Dabei wird beispielsweise auf unnötige Konsumgüter verzichtet, benötigte Gegenstände werden gebraucht gekauft, teure Urlaube werden vermieden und für den Weg zur Arbeit wird das Fahrrad statt des Autos oder Bus und Bahn genommen.

Spätestens mit Erreichen des 40. Geburtstags möchten viele Frugalistinnen und Frugalisten beginnen, aus eigenen Mitteln jung in den Ruhestand zu gehen. Um dieses Ziel zu erreichen, steht neben dem Sparen der Vermögensaufbau mit Geldanlagen am Kapitalmarkt im Vordergrund. Es werden große Summen in Aktien sowie andere Wertpapiere investiert, um die Chance auf hohe Renditen zu nutzen.

Befürwortende des Frugalismus legen in der Regel Wert darauf, die eigenen Finanzen aktiv zu steuern und selbst auf die Effizienz ihres Geldes hinzuarbeiten. Doch im Mittelpunkt steht kein „zwanghaftes Sparen“ für die Frührente. Vielmehr haben sie ein Verständnis dafür entwickelt, bei allem Sparen auch das eigene Wohlbefinden in den Fokus zu rücken.

Bei der Frugalität geht es vor allem um die Wahlmöglichkeit statt um das Nichtstun: Frugalistinnen und Frugalisten möchten später frei entscheiden, was sie machen, und nicht von einem Job abhängig sein. Ob das ein Hobby, Ehrenamt oder die Selbstständigkeit ist – die gewonnene finanzielle Unabhängigkeit macht es möglich, die Dinge zu tun, auf die man Lust hat und die einen erfüllen. Die meisten sprechen daher statt vom Ruhestand von finanzieller Freiheit.

Was verstehen Frugalisten unter finanzieller Freiheit?

  • Eine global einheitliche Definition für ein finanziell unabhängiges Leben existiert nicht. Es werden stets individuelle Ziele und Vorstellungen entwickelt.

  • Die finanzielle Freiheit gilt in der Bedeutung des Frugalismus als erreicht, sobald laufende monatliche Konsumausgaben rein aus dem Sparvermögen beglichen sind.

  • Das angesparte Geld sollte bis zum Lebensabend ausreichen.

Kann jeder frugal leben?

Die meisten, die frugal leben, gehören zur oberen Mittelschicht und haben ein verhältnismäßig hohes Einkommen. Denn das erleichtert es, mindestens 30,00 % des monatlichen Einkommens zurückzulegen. Oft ist dieser Anteil weitaus höher und beträgt 50,00 % bis hin zu 70,00 % oder 80,00 % des Nettoeinkommens, je nach Verdienst.

Wie viel Geld braucht man als Frugalist?

Frugalistinnen und Frugalisten nutzen oft das Konzept der 4,00 %-Regel oder auch „Safe Withdrawal Rate“ (kurz SWR), das durch die Trinity Study im Jahr 1998 entwickelt wurde. Dabei wurde identifiziert, wie groß die Ersparnisse sein sollten beziehungsweise wie viel Geld für die Zukunftsvorsorge benötigt wird, um theoretisch nie mehr zu arbeiten.

Um diese Summe zu bestimmen, wird ein konkreter Betrag der Ausgaben zugrunde gelegt, der durch die 4,00 % abgedeckt werden kann. Das bedeutet: Als Startkapital wird 25-mal so viel (4 × 25 = 100,00 %) benötigt, als pro Jahr ausgegeben wird, um sich 25 Jahre vor der Rente zur Ruhe setzen zu können.

Beispiel:

In einem fiktiven Rechenbeispiel wird davon ausgegangen, dass die jährlichen Ausgaben 40.000 € betragen. So werden 25-mal mehr, in diesem Fall 1.000.000 €, benötigt, um nie wieder arbeiten zu brauchen.

Eine weitere Version der 4,00 %-Regel geht vom aktuellen Vermögen aus: Angenommen, dass nach einem Jahr 9.000 € vorhanden sind. Hiervon werden 4,00 % entnommen. Danach ergeben sich 8.640 € – der Mindestbetrag, der in der Sparanlage bleiben sollte. Errechnet man nun die Differenz aus beiden Zahlen, sind in diesem Jahr 360 € entnehmbar, ohne dass es Auswirkungen auf das benötigte Vermögen hat. Man geht davon aus, dass die 4,00 % in einem Jahr wieder gewonnen werden können.

Die Werte werden jedes Jahr umso höher, je mehr am Kapitalmarkt investiert ist. Befinden sich beispielsweise nach mehreren Jahren 50.000 € in den Wertpapieren, dann könnten 2.000 € (4,00 % von 50.000 €) entnommen werden.

Rechenbeispiel zum Frugalismus: So kann das Ziel erreicht werden

Zieht man alle monatlichen Fixkosten wie Warmmiete, (Grund-)Nahrungsmittel und Versicherungskosten ab, verbleibt ein Rest, der als investierbarer Gesamtbetrag gilt. Die nachstehende Tabelle zeigt beispielhaft laufende Kosten und freie Sparsummen sowie die Verteilung der Spar-Schwerpunkte in einem möglichen Frugalisten-Portfolio:

Monatliches Single-Einkommen (netto, überdurchschnittlich, höhere Mittelschicht)

3.500 €

davon Kosten für Warmmiete (bewusst günstige Wohnung, samt Strom, Internet, Rundfunkbeitrag)

- 720 €

davon Lebensmittel (saisonal und mit Rabattaktionen vom Discounter)

- 200 €

Private Versicherungen (nur die notwendigsten)

- 80 €

Summe der angenommenen Mindestausgaben

1.000 €

Resteinkommen, das monatlich übrig bleibt und investiert werden kann

2.500 €

Sparquote, die sich daraus ergibt

71,40 %

Wird die monatliche Sparsumme beispielhaft auf ein Kalenderjahr hochgerechnet, ergibt sich aus 12 × 2.500 € eine Summe von 30.000 €. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von 5 % am Kapitalmarkt ergibt sich nach zehn Jahren ein Gesamtvermögen von 396.203 €.

Wie kann man Frugalist werden?

  • Eigene Ausgaben kennen
  • Rabatte und Sonderangebote nutzen

  • Fixkosten regelmäßig auf Einsparpotential prüfen

  • Einkäufe im Voraus planen und häufiger selbst kochen

  • Impulskäufe vermeiden

  • Dinge reparieren

  • Überflüssige Gegenstände verkaufen

  • Benötigte Gegenstände gebraucht kaufen

  • Häufiger Fahrrad fahren

  • Investieren und am Finanzmarkt agieren

  • Rendite reinvestieren

Frugal leben und am globalen Aktienmarkt investieren

Befürwortende des Frugalismus setzen auf Wertsteigerungen ihres Sparvermögens, indem sie die Mehrheit ihres Geldes in risikostreuende sowie thesaurierende Fonds oder ETFs, sogenannte Exchange Traded Funds, anlegen. Auch Direktinvestitionen in Aktien sind denkbar. Dabei wird meist darauf geachtet, weniger spekulativ zu investieren – stattdessen werden Investitionen über lange Zeiträume gehalten, um später von Zinseszinsen und Dividenden zu leben.

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Sparen mit Tages- und Festgeld: Sicherheitsbausteine im Portfolio

Da Aktien, ETFs und Fonds Schwankungen unterliegen und ein Restrisiko mitbringen können, können zusätzliche Anlagen in Tagesgeld und Festgeld sinnvoll sein. Tages- und Festgeld bieten den Vorteil eines Sicherheitsbausteins, da alle Privateinlagen bis zu 100.000 € pro Person und Bank durch die EU-weite Einlagensicherung abgesichert sind.

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