Leitzins der EZB: Erklärung & aktuelle Zinssätze

Startseite > Glossar > EZB-Leitzins

Das Wichtigste in Kürze
  • EZB: Die Europäische Zentralbank (EZB) legt die Leitzinsen eigenmächtig fest. Ziel ist es, die Inflation und Preise stabil zu halten sowie den Aufschwung der Wirtschaft zu gewährleisten.

  • Leitzinsen: Für den Euroraum legt die EZB insgesamt drei verschiedene Zinssätze fest – den Einlagenzins oder Einlagensatz (3,75 %), den Hauptrefinanzierungssatz (4,25 %) und den Spitzenrefinanzierungssatz (4,50 %) (Stand: 07.2024).

  • Sparzinsen: Die Höhe des Hauptrefinanzierungszinses der EZB wirkt sich auf die Sparzinsen österreichischer Banken aus. Je höher der Leitzins, desto höher sind in der Regel die Zinsen für Festgeld und Tagesgeld.

Leitzinsen beeinflussen das allgemeine Zinsniveau und die Wirtschaft

Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main hat zwei Aufgaben: Sie soll gewährleisten, dass die Wirtschaft der EU-Länder stabil bleibt, sowie die Inflation der Eurozone kontrollieren und damit verhindern, dass die Preise zu stark schwanken (Inflationsrate). Die EZB kann mit dem Leitzins das allgemeine Zinsniveau beeinflussen und so auf Preise und die Konjunkturentwicklung einwirken. Niedrige Zinsen können die Wirtschaft ankurbeln, hohe Zinsen bremsen sie meist ein. Für Sparende sind hohe Leitzinsen der EZB von Vorteil, um mit Festgeld oder Tagesgeld attraktive Zinsen erzielen zu können. Für einen Bau- oder Wohnkredit sind niedrige Zinsen von Vorteil. Deshalb ist die Höhe der Zinssätze ein wichtiges geldpolitisches Mittel der EZB, um die Wirtschaft und Inflation im Euroraum stabil zu halten beziehungsweise zu beeinflussen.

Einfluss auf die Wirtschaft

Sind die Leitzinsen der EZB niedrig, können sich Banken günstig Geld bei der Zentralbank leihen. Dadurch werden auch für Unternehmen Kredite günstiger, wodurch sie mehr investieren. Gleichzeitig sind die Sparzinsen eher niedrig, was Privatpersonen dazu anregt, das Geld direkt auszugeben statt zu sparen. So geben Unternehmen und Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher insgesamt mehr Geld aus, was die Wirtschaft ankurbelt. Hohe Zinsen haben den gegenteiligen Effekt.

Einfluss auf die Inflation

Die Höhe der Leitzinsen wirkt sich auf das allgemeine Preisniveau aus. Bei niedrigen Zinsen leihen sich Banken mehr Geld von der EZB, wodurch automatisch mehr Geld in Umlauf ist. Je mehr Geld zur Verfügung steht, desto stärker verliert es an Wert. Dadurch steigen die Preise und die Inflation nimmt zu. Um den Wertverlust des Geldes einzudämmen, kann die EZB die Leitzinsen anheben. Dadurch wird die Konjunktur eingebremst und die Preise können sich stabilisieren.

Welche Leitzinsen der EZB gibt es?

Häufig ist von „dem Leitzins der EZB“ die Rede. Damit ist der Hauptrefinanzierungssatz gemeint, zu dem sich Banken von der EZB Geld leihen können. Tatsächlich legt die Europäische Zentralbank drei verschiedene Leitzinsen fest, um ihr geldpolitisches Ziel – die Preisstabilität im Euroraum – zu erfüllen. Die letzte Entscheidung über die Höhe der Leitzinsen fiel am 06.06.2024. Die aktuellen Leitzinsen der EZB sind (Stand: 07.2024):

  1. Einlagenzins: 3,75 %
  2. Hauptrefinanzierungssatz: 4,25 %
  3. Spitzenrefinanzierungssatz: 4,50 %

1. Der Einlagezinssatz

Der Einlagenzins beziehungsweise Einlagensatz ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der EZB anlegen können. Mit diesem Zins möchte die Europäische Zentralbank vermeiden, dass Liquiditätsüberschüsse nicht genutzt werden.

2. Der Hauptrefinanzierungssatz

Der „eigentliche Leitzins“ der EZB, der Hauptrefinanzierungssatz, ist der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können. Denn um Mittel zur Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen bereitzustellen, ist es für Banken ebenfalls notwendig, sich zu refinanzieren. Das dafür nötige Geld können die Banken von der EZB erhalten. Rund 75,00 % des gesamten Refinanzierungsvolumens nehmen Banken über die EZB vor.

Angesichts dieser Größenordnung kann die EZB über den Hauptrefinanzierungssatz indirekt den Geld- und Kapitalmarkt beeinflussen. Senkt die EZB den Zinssatz, können sich Banken in der Regel günstiger refinanzieren. Kostenvorteile werden an die Kundinnen und Kunden weitergegeben. Die Folge: Unternehmen und Privatpersonen nehmen Kredite zu besseren Konditionen auf. Erhöht die EZB den Leitzins hingegen, steigen auch die Zinsen für Kredite. Dafür steigen in der Regel Sparzinsen für Tagesgeld und Festgeld.

3. Der Spitzenfinanzierungssatz

Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der dritte Leitzins der EZB. Er markiert die Obergrenze des Zinskorridors, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Hauptsächlich dient die Spitzenrefinanzierung dazu, kurzfristig Kredite für die Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Übernachtkredite, die bereits am nächsten Tag wieder fällig werden. Mit der Spitzenrefinanzierung werden kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert, da sie sich jederzeit Kapital bei der EZB besorgen können.

Der Spitzenrefinanzierungssatz wird aber auch von der EZB genutzt, um ihre Zinspolitik am Markt durchzusetzen. Damit sich Banken kurzfristig bei anderen Banken Geld leihen, haben die Zinsen auf dem Interbankenmarkt niedriger zu sein als der von der EZB festgelegte Leitzins. Ansonsten würde sich das Kreditgeschäft zwischen den Banken nicht lohnen. Senkt die EZB den Zinssatz, sind die Banken ebenfalls am Zug, ihre Zinsen für Übernachtkredite zu senken – bei einem Anstieg können Geschäftsbanken höhere Zinsen verlangen.

Wie werden die Leitzinsen der EZB festgelegt?

Der EZB-Rat legt die Leitzinsen nach eigenem Ermessen fest. Denn mit der Höhe der Leitzinsen verfolgt die Zentralbank bestimmte Ziele, wie den Aufschwung der Wirtschaft oder stabile Preise. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, hebt oder senkt der EZB-Rat die Zinsen beziehungsweise behält das aktuelle Niveau bei. Die Zinsentscheidungen werden in entsprechenden Zinsmeetings des EZB-Rates getroffen und an vorgegebenen Terminen bekannt gegeben.

Am 06.06.2024 erfolgte die erste Zinssenkung seit Mitte Juli 2022. Alle Leitzinssätze wurden um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die nächsten Termine zur Bekanntgabe der Zinsentscheide sind:

  • 18.07.2024
  • 12.09.2024
  • 17.10.2024
  • 12.12.2024

Prognose: Wie entwickeln sich die Leitzinsen der EZB in Zukunft?

Wie sich die Leitzinsen in Zukunft entwickeln werden, kann nicht genau vorhergesagt werden. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, wurde im Juni 2024 eine erste kleine Zinssenkung im Euroraum vorgenommen. Weitere Senkungen in 0,25er-Schritten könnten folgen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass eine deutliche Zinssenkung durch die EZB erst erfolgen würde, wenn auch die Fed (Federal Reserve, zentrale Notenbank der USA) ihre Leitzinsen senkt. Die US-Notenbank lässt ihr Zinsniveau im Juni 2024 unverändert bei 5,50 %. Die Finanzmärkte erwarten jedoch weiterhin eine Senkung der Leitzinsen durch die Fed, der erste Schritt könnte bereits im September 2024 erfolgen. Laut Expertinnen und Experten ist eine deutliche Zinssenkung der EZB-Leitzinsen im Jahr 2024 nicht zu erwarten.