Zinswende: Entfallen Negativzinsen für Sparerinnen und Sparer?

Startseite Finanzlexikon > Negative Zinsen

Das Wichtigste in Kürze
  • Rückblick: Um die Kreditvergabe zu erleichtern und die Konjunktur anzukurbeln, hat die Europäische Zentralbank mehrere Jahre negative Zinsen auf die Einlagen von Banken erhoben. Viele Banken haben diese Minuszinsen an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben.
  • Definition: Negativzinsen können von Banken für das Verwahren von Guthaben der Kundinnen und Kunden gefordert werden. Sie werden auch als Strafzinsen, Minuszinsen oder Verwahrentgelt bezeichnet. 
  • Aktuell: Nach Einleitung der Zinswende durch die Europäische Zentralbank und Anhebung der Leitzinsen im Sommer 2022 haben die Banken schnell reagiert. Bei den meisten Geldinstituten sind die Negativ- beziehungsweise Strafzinsen seitdem weggefallen.

Definition: Was sind Negativzinsen?

Fordern Banken für das Verwahren von Guthaben Zinsen, werden diese als Negativzinsen beziehungsweise auch als Strafzinsen, Minuszinsen oder als Verwahrentgelt bezeichnet. Werden solche Negativzinsen von Banken erhoben, zahlen Sparerinnen und Sparer einen von der jeweiligen Bank bestimmten Zinssatz, um ihr Geld beispielsweise auf einem Girokonto anlegen zu dürfen.

Hintergrund: Negativzinsen für Sparerinnen und Sparer

Die lang anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB sorgte dafür, dass viele Bankkundinnen und -kunden von Strafzinsen betroffen waren. Je nach Bank fielen unterschiedlich hohe Negativzinsen an. Auch der Betrag, ab dem die negativen Zinsen erhoben wurden, variierte.  Teilweise gab es keinen solchen Freibetrag und die Negativzinsen wurden schon ab einem Euro erhoben. Bei einigen Banken wurde das Verwahrentgelt auch durch die Einführung oder Erhöhung der Gebühren zur Kontoführung an die Sparerinnen und Sparer weitergegeben.

Wie hängen die Europäische Zentralbank und die negativen Zinsen zusammen?

Die Höhe der Zinsen orientiert sich an der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Niedrige Zinsen sorgen dafür, dass Banken sich zu geringen Kosten von der Zentralbank Geld leihen können. So soll die Kreditvergabe an Unternehmen erleichtert und damit die Konjunktur angekurbelt werden. Zinserhöhungen haben den gegenteiligen Effekt. Ob Zinssenkungen oder -erhöhungen: Der Leitzins der EZB ist ein wichtiges Instrument der Geldpolitik im Euroraum und soll eine allgemeine Preisstabilität gewährleisten. Dabei gibt es jedoch nicht nur einen Leitzins, sondern die EZB reguliert die Preisstabilität durch den Einlagezinssatz, den Hauptrefinanzierungssatz sowie den Spitzenrefinanzierungssatz:

  • Der Einlagezinssatz (auch Einlagefazilität genannt) gibt unter anderem an, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der EZB anlegen können.
  • Der Hauptrefinanzierungssatz reguliert, zu welchen Konditionen Banken sich Geld von der EZB leihen können.
  • Der Spitzenrefinanzierungssatz dient unter anderem dazu, kurzfristig Kredite für die Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen.

Für das Aufkommen von Negativzinsen war überwiegend die Einlagefazilität verantwortlich: Erhöht die EZB diesen Zinssatz, sind Banken dazu angehalten, ebenfalls ihre Zinsen für Übernachtanlagen zu erhöhen. Senkt die EZB den Einlagezinssatz, korrigieren die Banken ihre Zinssätze entsprechend nach unten.

Wie kam es zu Negativzinsen?

Bereits zwischen 2012 und 2014 lag der Zinssatz für die Einlagefazilität bei 0,00 %. Im Juni 2014 führte die Europäische Zentralbank schließlich den Negativzins ein. Dieser Zinssatz wurde immer weiter gesenkt, bis er im September 2019 mit -0,50 % seinen niedrigsten Stand erreichte. Banken, die Gelder kurzfristig bei der EZB parken wollten, mussten demnach Strafzinsen zahlen.

Die Maßnahme der EZB führte jedoch nicht zu dem gewünschten Effekt. Denn auch für Geldinstitute und deren Kundinnen und Kunden gelten die Gesetze von Angebot und Nachfrage, wie in jeder Marktsituation. Viele Banken in Deutschland hatten zu dem Zeitpunkt keinen Bedarf an zusätzlicher Liquidität, die sie durch Kredite bei der EZB bekommen hätten.

Warum haben Banken Negativzinsen erhoben?

Viele Banken gaben die Negativzinsen der EZB an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Einige Banken sahen durch die Negativzinsen der EZB ihr Geschäftsmodell gefährdet, da sie ihre Einnahmen vor allem durch den Hauptrefinanzierungszins erwirtschaften. Um Gewinne zu erzielen beziehungsweise Kosten zu decken, gaben Banken daher diese Strafzinsen weiter. 

Viele Kundinnen und Kunden mussten also für ihre Geldanlage Zinsen zahlen, statt welche zu erhalten. Davon waren zunächst nur Geschäftskunden oder Kundinnen und Kunden mit sehr hohen Einlagen betroffen. Im Laufe der Jahre, in denen der Leitzins auf dem niedrigen Niveau blieb, wurde der Strafzins für immer mehr Neukundinnen und -kunden erhoben. Unter den Banken, die Negativzinsen aufgerufen haben, befanden sich auch viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Einige Banken verlangten bei Neukundinnen und Neukunden bereits ab dem ersten Euro negative Zinsen, andere gewährten einen Freibetrag, der oft bei 100.000 € lag. Das heißt, Bestandskundinnen und Bestandskunden zahlten hier ab 100.001 € Minuszinsen. Wieder andere Banken berechneten Negativzinsen ausschließlich für Unternehmen.

Viele Menschen haben nach der Finanzkrise das Vertrauen in die Banken verloren und empfanden die Negativzinsen als unrechtmäßig. Nach Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes gegen verschiedene Kreditinstitute wird derzeit noch in mehreren Gerichtsverfahren geprüft, ob die Erhebung der Negativzinsen für Privatkundinnen und -kunden unzulässig war.

Möchten Sie mehr erfahren?

Geldanlage ist komplex. Unser kostenloser Newsletter vereinfacht das Themaund bietet Ihnen regelmäßig Inhalte zu:

  • Lukrativen Aktionen und europaweiten Top-Angeboten
  • Ihren Möglichkeiten für Geldanlage und Altersvorsorge
  • Aktuellen Hintergründen rund um die Kapitalmärkte

Aktuell: Überwiegender Wegfall der Negativzinsen

Im Sommer 2022 hat die EZB mit einem historischen Zinsschritt auf die hohe Inflation im Eurowährungsraum reagiert und den Leitzins zum ersten Mal seit 11 Jahren angehoben. Dieser Schritt hatte Auswirkungen auf Banken sowie deren Kundinnen und Kunden.

Leitzinserhöhung der EZB

Die Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine sowie die hohe Inflation sorgten dafür, dass Waren und Dienstleistungen immer teurer wurden. Als Konsequenz darauf erhöhte die EZB die Leitzinsen in mehreren Schritten, um die Geldpolitik zu stabilisieren und der hohen Inflation entgegenzuwirken.

Auswirkungen der Zinswende

Die Auswirkungen der Zinswende der EZB haben auch Kundinnen und Kunden schnell gespürt, da viele Banken schnell reagiert haben. Bereits kurz nach der ersten Erhöhung der Leitzinsen im Juli 2022 haben die meisten Banken und Sparkassen beschlossen, auf die Verwahrentgelte zu verzichten. Laut einer Auswertung des Onlineportals Biallo wurden vor der Zinswende bei fast 600 Banken Negativzinsen für Kundinnen und Kunden erhoben. Bis August 2022 hatte sich diese Zahl auf circa ein Dutzend Banken verringert.

Eine weitere Auswirkung der Zinserhöhungen der EZB ist, dass die Zinsen für Kredite, wie beispielsweise Immobilienkredite, sich verteuert haben. Die Erhöhung des Hauptrefinanzierungszinses bewirkte ein Anstieg der Kosten bei den Banken, wenn sie sich Kredite bei der EZB leihen. Sie geben dies an ihre Kundinnen und Kunden weiter, die bei der Kreditaufnahme ebenfalls mit mehr Kosten zu rechnen haben.

Im Gegenzug profitieren Sparerinnen und Sparer: Es entfällt zum einen der Negativzins, zum anderen steigen die Zinsen für Spareinlagen wie Tagesgelder und Festgelder. Banken können ihr Geld zum erhöhten Einlagezinssatz bei der EZB parken. Die Folge daraus ist, dass auch die Konditionen für Sparerinnen und Sparer zur Geldanlage bei Geschäftsbanken attraktiver wurden.

Was tun, wenn die Bank trotz Zinswende noch Negativzinsen erhebt?

Bei den meisten Banken, insbesondere Direktbanken, ist der Negativzins bereits abgeschafft worden. Allerdings gibt es nach wie vor einige Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen, bei denen noch Minuszinsen oder Kontoführungsgebühren erhoben werden.

Wenn die Bank Minuszinsen auf Einlagen erhebt, kann zunächst geprüft werden, ob es einen Freibetrag gibt, bis zu dem keine Negativzinsen erhoben werden. Ist dies der Fall, könnte ein Teil des gesparten Geldes bei einer anderen Bank angelegt werden, um den Freibetrag nicht zu überschreiten. Ebenfalls ist der komplette Wechsel zu einer anderen Bank möglich. Da die Zinsen für Einlagen die hohe Inflation jedoch nicht ausgleichen, kann die Suche nach alternativen Geldanlagen sinnvoll sein.

Exkurs: Was ist der Unterschied zwischen negativem Real- und Nominalzins?

Ökonominnen und Ökonomen unterscheiden zwischen negativen Realzinsen und negativen Nominalzinsen. Negative Realzinsen liegen vor, wenn die Inflation höher ist als der Zinssatz. Dann verliert das Ersparte an Wert, obwohl der Zins über 0,00 % beträgt.

Bei negativen Nominalzinsen handelt es sich um das Zinsangebot einer Bank, das unter 0,00 % liegt. In diesem Fall spricht man auch von StrafzinsenNegativzinsen oder einer Guthabengebühr, die Banken auf Konten und Sparbücher erheben. Diese Gebühr wird von Sparerinnen und Sparern gezahlt oder vor der Rückzahlung des Guthabens vom Geldinstitut abgezogen.

Welche alternativen Geldanlagen mit Aussicht auf attraktive Renditen gibt es?

Selbst wenn eine Bank keine Negativzinsen (mehr) erhebt und die Zinssätze für Spareinlagen steigen, liegen deren Zinsen bei Hausbanken unter der aktuell hohen Inflationsrate. Somit lässt sich mit den Zinsen die derzeitige Inflation nicht ausgleichen, da das Geld an Kaufkraft verliert. Ist die Inflation also höher als die Zinsen, sind die realen Zinsen für Sparerinnen und Sparer negativ. Bei negativer Realverzinsung kann es sich für Sparerinnen und Sparer lohnen, einen Blick auf alternative Geldanlagen wie Anlageangebote aus dem europäischen Ausland zu werfen. Über WeltSparen können Sie bei Banken aus dem europäischen Ausland in der Regel einen höheren Zins erhalten.

Wenn Sie zudem der Inflation noch besser entgegenwirken möchten, haben Sie mit ETFs, Aktien oder Anleihen, die Möglichkeit, sich langfristig ein Vermögen aufzubauen und an den Kapitalmärkten teilzunehmen. Im Gegensatz zu Zinsangeboten sind Investitionen am globalen Finanzmarkt jedoch für Anlegerinnen und Anleger mit Schwankungen und höheren Risiken verbunden. Sie sollten ihre Risikoneigung daher genau kennen und nicht alles auf eine Karte setzen. So kann die Geldanlage beispielweise durch ein ETF-Portfolio oder die Beimischung weiterer Anlageklassen, wie Immobilien oder Kryptowährungen, die Anlage breit diversifizieren. Bei WeltSparen haben Sie die Aussicht auf attraktive Zinsen beziehungsweise Renditen zum Beispiel mit einem:

Sowohl Fest- als auch Tagesgeld unterliegt in den EU-Ländern der gesetzlichen Einlagensicherung. Dadurch sind Einlagen bis zu einer Anlagesumme von 100.000 € pro Bank und Sparendem abgesichert. Neben der gesetzlichen Einlagensicherung verfügen einige Länder zudem über freiwillige Einlagensicherungssysteme. Als größter gilt der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB).

Tagesgeld

Bei Tagesgeld handelt es sich um eine flexible Geldanlage, bei der Sie täglich über Ihr Erspartes verfügen können. Dabei finden Sie insbesondere im EU-Ausland Tagesgeldkonten mit höheren Zinsen als bei vielen Hausbanken. Denn Banken orientieren sich bei Tagesgeldzinsen in der Regel nicht nur an den Leitzinsen der EZB, sondern auch an der aktuellen Marktsituation und dem Liquiditätsbedarf. Diese Faktoren können sich im europäischen Ausland positiv auf die Zinsgebung auswirken.  

Über WeltSparen erhalten Sie einen aktuellen Vergleich der Zinsen auf Tagesgeldkonten im EU-Ausland. Zudem können Sie mit nur wenigen Klicks online ein Konto eröffnen und von den attraktiven Zinsen profitieren.

Festgeld

Eine Alternative zum Tagesgeld stellen Festgeldkonten dar. Hierbei ist das Geld für einen vorher bestimmten Zeitraum fest angelegt. Das bedeutet zum einen, der Zinssatz bleibt über die gesamte Laufzeit konstant. Zum anderen wissen Sie genau mit wie viel Geld Sie nach Ende der Laufzeit rechnen können. Damit handelt es sich um eine planbare Geldanlage. 

So können Sparende vom Wegfall der Negativzinsen profitieren

Viele Banken gaben bis Mitte 2022 Negativzinsen an ihre Kundinnen und Kunden weiter, die sie bei der EZB für ihre Einlagen zahlen mussten – sei es als Minuszinsen beziehungsweise Verwahrentgelt oder auf indirekte Weise durch Erhöhung der Kontoführungsgebühren. Doch mit der Einleitung der Zinswende durch die EZB und der ersten Zinserhöhung des Einlagenzinses seit 11 Jahren, wurde für Kundinnen und Kunden der meisten Banken der Negativzins abgeschafft. 

Höher verzinstes Fest- oder Tagesgeld aus dem europäischen Ausland können dabei helfen, der aktuellen Inflationsrate entgegenzuwirken. Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten bei WeltSparen.